Frau

Multiples Chemikalien Syndrom (MCS)



Es besteht eine Empfindlichkeit gegen Parfüm, Duftstoffe, Benzinabgase- und Dämpfe, Tabakrauch, Lacke, Farben, Farbverdünner, Desinfektionsmittel, frische Teer- und Asphaltprodukte, Nagellack, Nagelhautentferner, Haarspray, frische Teppichbodenbeläge, frische Druckerzeugnisse.

Entsprechend den Diagnosekriterien des American Consensus (1999) unter Berücksichtigung der Cullen-Kriterien (1995) bestehen bei der Definition des Krankheitsbildes MCS folgende Kriterien:



Nach diesen Kriterien ist als Ursache von MCS eine vorangegangene chemische Belastung anzunehmen, die entweder lang andauernd bei geringer Schadstoff-Konzentration bestand, oder auch einmalig mit hohen Dosen eines oder mehrerer Stoffe erfolgte. Akute Überempfindlichkeits- bzw. Krankheitssymptome können daraufhin kurzfristig durch sehr geringe bis extrem niedrige Dosen von Chemikalien ausgelöst werden. Gleichzeitig liegt aber eine erworbene Disposition für diese Überempfindlichkeitsreaktionen vor, die mit chronischen allgemeinen andauernden Krankheitssymptomen verbunden ist.

Im Krankheitsverlauf sind zwei Phasen zu unterscheiden: Die Sensibilisierungsphase I, bei der eine oder mehrere Chemikalien einwirken und dadurch die Empfindlichkeitsschwelle für Chemikalien unspezifisch herabsetzen, und eine zweite Phase, die eigentliche Sensibilitätsphase II, in der wiederholt akute Symptome durch erneute Exposition mit bereits sehr geringen Chemikaliendosen ausgelöst werden, und in der gleichzeitig chronisch andauernde allgemeine und systemische Krankheitssymptome vorherrschen. Die Dauer der Sensibilisierungsphase, d.h. die Zeit einer Schadstoff-Exposition bis zum Ausbruch der Symptome, kann zwischen 2 und 4,3 Jahren betragen (Davidoff, Keyl, 1996, Literatur: Siehe Anlage). Die auslösende Chemikalie der Phase I kann, aber muss nicht die gleiche sein wie die Substanzen, die danach die Reaktionen der Phase II auslösen. Die Sensibilisierungsphase I kann durch eine einmalige Exposition eines chemischen Stoffes in hoher Konzentration oder auch durch vielfältige chemische Reizungen niedrig konzentrierter Stoffgemische geprägt sein. In der anschließenden Phase II besteht dann eine andauernde und unspezifische Sensibilisierung gegenüber körperfremden Stoffen, und dies bei Konzentrationen, die weit unterhalb der Schwellenkonzentration liegen, die bei gesunden Personen zu Reizungen und toxischen Wirkungen führen.

Die Empfindlichkeit gegenüber Fremdstoffen hängt von den Aktivitäten der Enzyme des Entgiftungssystems wesentlich mit ab. Die Aktivität und die Bindungsrate dieser Enzyme wiederum sind genetisch festgelegt.

Personen mit verminderter Aktivität oder auch Defekten der Gene für die Enzyme GST M1, GST P haben ein signifikant erhöhtes Risiko für eine Chemikalienüberempfindlichkeit.
Es besteht ein Zusammenhang zwischen der genetisch verminderten Entgiftungsfunktion der Enzyme und der Ausprägung des Krankheitsbildes der Chemikalienüberempfindlichkeit (Schnakenberg et al, 2007).